Der Zeisig ist der Überflieger der Saison

 

Zwischenergebnis zur „Stunde der Wintervögel“ aus 48.000 Gärten

 

Die große Überraschung steht auf Platz neun der häufigsten Arten: Der Erlenzeisig ist der Shootingstar des Winters. Im Vergleich zum Vorjahr wurde der kleine gelbgrüne Finkenvogel viermal häufiger gemeldet. Sorgen macht dagegen der Grünfink, dessen Bestand erneut abnimmt.

 

 

 

Update 14. Januar - Das Aktionswochenende ist beendet, doch die Abgabe der Meldungen läuft unvermindert weiter. Noch bis einschließlich Montag, den 18. Januar, können Beobachtungen online oder auf dem Postweg nachgetragen werden. Inzwischen ist die Zahl der Meldungen auf fast 49.000 gestiegen und die Marke von zwei Millionen Vögeln wurde überschritten.

 

 

 

12. Januar - Bei der sechsten bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ sind bisher Meldungen von 63.000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunden aus über 43.000 Gärten eingegangen. Dabei wurden 1,8 Millionen Vögel notiert.

Die große Überraschung des Jahres steht bislang auf Platz neun der häufigsten Arten: Der Erlenzeisig ist der Shootingstar des Winters. Im Vergleich zum Vorjahr (damals Platz 22) wurde der kleine gelbgrüne Finkenvogel viermal mehr gemeldet – und doppelt so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2011 erschienen an den Zählplätzen. Nach derzeitiger Datenlage konnte die Art deutschlandweit fast in jedem fünften Garten entdeckt werden, bei durchschnittlich 1,2 Vögeln pro Garten.

„Grund für diese Zahlen ist eine so genannte Invasion aus dem Norden. Sie tritt ein, wenn die Zeisige in Skandinavien im Sommer besonders viele Junge aufgezogen haben, für die das Futterangebot dort im Winter nicht ausreicht“, erläutert Lars Lachmann, NABU-Vogelexperte. Bereits ab Juli hatten Ornithologen verstärkten Zuzug von Erlenzeisigen aus dem Norden beobachtet. Das bestätigen jetzt auch die ersten Ergebnisse der Stunde der Wintervögel. Andere typische Wintergäste wie Bergfinken oder Seidenschwänze, die in manchen Jahren sehr zahlreich auftreten können, machten sich dagegen rar

 

 

 

Auf den ersten acht Plätzen der häufigsten Wintervögel haben sich die üblichen Verdächtigen eingestellt: Die bisherige Reihenfolge mit dem Spitzenreiter Haussperling, gefolgt von Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling, Amsel, Grünfink, Buchfink und Elster entspricht genau dem Durchschnitt aller Jahre. Lediglich in kalten Wintern mit viel Zuzug von Verwandten aus dem Norden und Osten scheint die Kohlmeise den sehr sesshaften Haussperling von Platz 1 verdrängen zu können – so geschehen zuletzt 2013. Nur in einer anderen Wertung wird der Haussperling regelmäßig von der Kohlmeise geschlagen: Während diese in fast 95 Prozent aller Gärten gesehen wird und damit der am zuverlässigsten zu findende Wintervogel ist, sind es beim Haussperling nur 58 Prozent. An den Orten, wo er gesichtet wird, taucht er aber meist als größerer Trupp auf.

Die für Ornithologen und Naturschützer wichtigsten Ergebnisse der Zählung sind jedoch Hinweise auf langfristige Zu- oder Abnahmen bestimmter Vogelarten. „Über Zunahmen freuen wir uns, bei Abnahmen müssen wir möglichst schnell die Ursachen bestimmen, um gegensteuern zu können“, so Lachmann. Hier bereitet vor allem der Grünfink Sorgen: Seit der ersten Durchführung der Aktion werden von Jahr zu Jahr weniger von diesen für den menschlichen Siedlungsraum typischen Finkenvögeln gesehen. Mit 1,8 Vögeln pro Garten sind es in diesem Jahr nur noch etwas mehr als halb so viele wie 2011. Als Grund vermuten die Vogelschützer vor allem das in den letzten Jahren vermehrt auftretende „Grünfinkensterben“, hervorgerufen durch eine Infektion mit dem parasitären Einzeller
Trichomonas gallinae, der besonders an sommerlichen Futterstellen übertragen wird, an denen viele Vögel zusammenkommen.

Der zwischenzeitliche Kälteeinbruch im Norden Deutschlands führte außerdem zu einer kleinen Kuriosität: Viele Kraniche, die zunächst versucht hatten, in Deutschland zu überwintern, machten sich dannr doch noch auf den Weg in den warmen Südwesten und wurden dabei, obwohl keinesfalls typische Gartenvögel, über vielen Gärten ziehend beobachtet. Auf der Deutschlandkarte der Wintervögel bilden sich daher ganz deutlich die beiden Hauptflugrouten der Kraniche ab: von der Ostsee über das Ruhrgebiet und von Berlin via Hessen bis ins Saarland.

 

 

 

Die 20 häufigsten Wintervögel 2016, n = zwei Millionen Vögel

 

Art

Zahl der Vögel

 Vorkommen in Prozent der Gärten

1. Haussperling

290.000

57,9

2. Kohlmeise

275.000

94,3

3. Blaumeise

190.000

85,4

4. Feldsperling

189.000

43

5. Amsel

173.000

92,4

6. Grünfink

88.600

40

7. Buchfink

77.000

53

8. Elster

72.800

59.1

9. Erlenzeisig

62.300

18,5

10. Rotkehlchen

48.600

69,2

11. Rabenkrähe

46.200

20

12. Ringeltaube

41.300

25,1

13. Kleiber

37.800

43,4

14. Schwanzmeise

34.400

13,4

15. Eichelhäher

27.300

29,6

16. Gimpel

27.200

17,7

17. Saatkrähe

26.700

5,9

18. Buntspecht

26.000

39

19. Stieglitz

25.100

9,6

20. Türkentaube

20.000

13,5